Die Software-Welt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Auf Desktop-/Laptop-Computern sind immer mehr Programme als Online-Tools zur Verfügung – im Gegensatz zu Programmen, die auf dem eigenen Computer installiert werden. Auf mobilen Geräten sind eine grosse Anzahl von kleinen Programmen (Apps) entstanden, die wir buchstäblich in der Hand halten und die uns bei fast jeder Aufgabe unterstützen. Die meisten von ihnen sind einfach zu installieren und zu nutzen. Darum gilt die Handhabung von Software oft als etwas Einfaches: Es braucht dazu keine besonderen Fähigkeiten, geschweige denn eine Schulung.

Allerdings sieht die Software-Auswahl für den schnellen, unregelmässigen Gebrauch anders aus als die für eine intensive Nutzung im Studium oder im Beruf. Im akademischen Kontext gibt es spezifische Anforderungen, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Nachhaltigkeit und Interoperabilität.

Diese Seite erklärt, warum das so ist, empfiehlt praktische Lösungen und zeigt, wo Software gefunden werden kann.


Kriterien für die Software-Auswahl

Bei der Auswahl von Software ist ausschlaggebend, in welchem Umfang wir sie nutzen möchten. Wenn wir ein Programm brauchen, um ein einmaliges Problem schnell zu lösen (z. B., um eine Datei aus einem seltenen Format zu konvertieren), dann soll das Tool vor allem kostengünstig und einfach zu benutzen sein.

Wenn wir das Programm aber über eine längere Zeit nutzen wollen, dann sollten weitere Kriterien beachtet werden. Dasselbe gilt, wenn das Programm mit sensiblen Daten arbeitet – insbesondere, wenn diese Daten nicht uns selber betreffen, sondern andere Personen. Wenn wir ein bestimmtes Programm suchen, dann schauen wir zunächst:

1. Ob es die Aufgabe erfüllen kann, für die wir es benützen möchten und
2. ob es auf unserem Betriebssystem läuft.

Das eine ist der Grund, warum wir überhaupt nach Software suchen, und das andere ist eine Bedingung für ihre Nutzung: darum sind die beiden ersten Kriterien bei jeder Software-Auswahl unabdingbar. Allerdings sind auch einige weniger offensichtliche Aspekte wichtig zu berücksichtigen. Wir stellen nun sieben davon vor.

 

3. Sicherheit und Datenschutz

Gewisse Programme erfüllen dieses Kriterium fast gar nicht – besonders natürlich sogenannte «Malware», d. h. Schadsoftware mit bösartigem Code (Viren oder Trojaner, die die Kontrolle über unsere Computer übernehmen). Weniger schädlich, aber trotzdem problematisch, ist «Adware», d. h. kostenlose Programme, die sich durch das Anzeigen von Werbung finanzieren. Dafür sammeln sie oft im Hintergrund Nutzer:innendaten. Adware ist insbesondere bei Apps für mobile Geräte weit verbreitet.

Es empfiehlt sich, den Datenschutz in allen Situationen ernst zu nehmen. Auch ohne gesetzliche Verpflichtung ist die Berücksichtigung von Sicherheit und Datenschutz ein Vorbeugeprinzip zur Minimierung der Risiken, die mit der Digitalisierung einhergehen (Identitätsdiebstahl, unerwünschte Werbung, Manipulation, Angriff durch Ransomware, etc.). Zur Einführung in dieses Thema siehe zum Beispiel diesen Artikel aus der New York Times.

Wenn mit Daten gearbeitet wird, die andere Personen betreffen, besteht eine gesetzliche Verpflichtung, die rechtlichen Anforderungen in diesem Bereich zu erfüllen. Ausführliche Informationen hierzu finden sich in dieser Online-Lernressource der Universität Basel.

In diesem Zusammenhang sollten Sie Folgendes prüfen:

  • Die Software kann von einem seriösen App Store heruntergeladen werden (App Stores prüfen die Programme auf Malware – aber meist nicht auf Adware und auch nicht auf die Auswertung von Nutzer:innendaten).
  • Das Programm hat eine Website, die den Umgang des Programms mit Sicherheit und Privatsphäre verständlich erklärt.
  • Bei Apps auf mobilen Geräten: Das Programm verlangt keine Zugriffe, die für seine Funktion irrelevant sind (z. B. braucht ein Taschenrechner keinen Zugriff auf die Kontaktliste).
  • Eine Internetsuche nach dem Programm ergibt keine Warnungen vor der Software in Bezug auf Sicherheit und Privatsphäre.

 

4. Standard compliance

Ein Programm wird als «standard compliant» oder «standardkonform» bezeichnet, wenn es die international anerkannten Normen und Richtlinien einhält. Dies ist besonders bei Dateiformaten relevant: Standardkonforme Programme nutzen meist generische Dateiformate, die von verschiedenen Programmen geöffnet werden können, nicht nur vom Programm, mit dem sie erstellt wurden.

Die Benützung von Standard-Dateiformaten erhöht die Chance, dass die Datei benützbar bleibt, auch wenn man das Programm oder Betriebssystem wechselt (und auch in ferner Zukunft, wenn das ursprüngliche Programm gar nicht mehr existiert).

In diesem Zusammenhang sollten Sie Folgendes prüfen:

  • Die Website des Programmes bekennt sich zur Einhaltung von Standards.
  • Das Programm nutzt Standard-Dateiformate. Tut es dies nicht, sollte geprüft werden, ob es Programme gibt, die die Dateien einfach konvertieren können.

 

5. Entwicklung und Support

Wenn ein Programm über längere Zeit genutzt werden soll, dann muss zuerst sichergestellt werden, dass es noch aktiv entwickelt wird. So entstehen immer neue Versionen – und ausserdem bleiben die Dokumentation, die Mailinglisten und die Foren, wo die Nutzer:innen Hilfe und Support erhalten, aktuell. Programme, die nicht mehr entwickelt werden, bekommen kurzfristig keine Bug fixes, Sicherheitsupdates oder verbesserte Funktionen; langfristig könnte das Programm irgendwann nicht mehr laufen, z. B. nach einem grösseren Systemupdate.

In diesem Zusammenhang sollten Sie Folgendes prüfen:

  • Das Programm gibt es schon länger (als Minimum: einige Jahre in aktiver Entwicklung).
  • Die letzte Version ist nicht allzu alt (weniger als ein Jahr).
  • Es werden regelmässig neue Versionen des Programms veröffentlicht (mindestens einmal im Jahr).
  • Die Entwickler:innen kommunizieren regelmässig über das Programm (z. B. auf der Website oder in einem Blog).
  • Die Entwickler:innen und/oder die Community der Nutzer:innen bieten gute Dokumentation und Support.

 

6. Ressourcenverbrauch

Dieser wichtige Punkt geht oft vergessen. Gewisse Programme benötigen mehr Memory und Rechenleistung als andere, sie verbrauchen also mehr Ressourcen. Sie laufen langsamer oder machen andere Programme langsamer, und auf Laptops verbrauchen sie mehr Batterie.

In diesem Zusammenhang sollten Sie Folgendes prüfen:

  • Nutzer:innenforen oder spezialisierte Websites bestätigen, dass die Software angemessene Systemressourcen verbraucht.

 

7. Unabhängigkeit von Betriebssystemen

Sogenannte Cross-Platform-Programme laufen auf verschiedenen Betriebssystemen, teilweise auch auf mobilen Geräten. Wenn wir verschiedene Betriebssysteme nutzen (werden), z. B. eines zu Hause und ein anderes im Büro, dann empfehlen sich solche Cross-Platform-Programme. So können wir sicherstellen, dass wir unsere Dateien problemlos überall bearbeiten können. NB: Webbasierte Programme sind immer cross-platform.

In diesem Zusammenhang sollten Sie Folgendes prüfen:

  • Das Programm läuft nicht nur auf unserem eigenen Betriebssystem, sondern auf mindestens einem anderen verbreiteten System (z. B. Microsoft Windows, MacOS, iOS oder Android).
  • Oder das Programm läuft zwar nur auf einem Betriebssystem, hat aber auch eine Webversion.

 

8. Kosten

Viele beliebte Programme sind kostenpflichtig. In gewissen Bereichen, z. B. im Bereich Multimedia, können sie sogar sehr teuer sein. Es ist verlockend, stattdessen kostenlose Programme (Freeware) zu installieren; aber diese bieten oft weniger Funktionen, dafür aber Werbung, oder sie sammeln im Hintergrund Daten.

Eine Möglichkeit, Kosten zu sparen und gleichzeitig solche Probleme zu vermeiden, ist  die Verwendung von Free/Open Source Software (FOSS).

Dies führen wir unten im Detail aus.

 

9. Benutzer:innenfreundlichkeit/Lernbarkeit

Benutzer:innenfreundlichkeit ist weitgehend subjektiv. Grundsätzlich erlauben benutzer:innenfreundliche Programme, sofort produktiv mit dem Programm zu arbeiten. Es braucht also keine lange Einarbeitung. Dies hängt wiederum davon ab, wie «vertraut» sich das Programm anfühlt, also wie ähnlich es Programmen ist, die wir schon kennen.

Vertrautheit ist allerdings kein gutes Kriterium für die Auswahl eines Programmes. Wir empfehlen, stattdessen auf «Lernbarkeit» zu achten.

In diesem Zusammenhang sollten Sie Folgendes prüfen:

  • Das Programm ist gut dokumentiert; es gibt Tutorials und Hilfeseiten online.
  • Das Programm hat eine grosse aktive Nutzer:innenbasis, die Fragen schnell beantwortet, zum Beispiel in einem Forum.

Kriterien für die Schnellauswahl

Zusammengefasst: Es gibt sehr viel zu beachten. Um die Software-Auswahl einfacher zu machen, möchten wir daher drei übergreifende Kriterien für die Schnellauswahl anbieten.

 

1. Institutional support

Organisationen stellen ihren Angehörigen Werkzeuge zur Verfügung, die sie sorgfältig nach den oben genannten Kriterien ausgewählt haben und für die sie auch Support anbieten. Dies gilt natürlich auch für die Universität Basel. Je nach Situation wird Ihnen möglicherweise ein Computer mit vorinstallierter Software zur Verfügung gestellt. Ausserdem können Sie auf Microsoft Windows den sogenannten «Portal Manager» nutzen: dieses Tool bietet den Hochschulangehörigen eine Auswahl an Programmen, die sie direkt installieren können (Drücken Sie auf die Windows-Taste und suchen Sie nach «portal».) Auf Mac heisst das Tool «Managed Software Center».

Die Universität Basel hat auch viele Tools für ihre Studierenden lizenziert, unter anderem Zoom und die Online-Version von Microsoft Office.

Mehr Information zu den Programmen der Universität Basel wie auch zu weiteren guten Tools finden Sie in der Broschüre «Einstieg in alternative Tools».

 

2. User Base

Wie viele das Programm nutzen (oder wie verbreitet, wie «beliebt» es ist) ist ein oft benutztes Kriterium. Es gibt gute Gründe, sich auf die User Base zu verlassen:

  • Wenn eine Software eine breite Nutzer:innenbasis hat, ist die Chance grösser, dass sie weiterentwickelt wird (Kriterium 5).
  • Information und Support zur Software ist meist einfach erhältlich, entweder von den Entwickler:innen selber oder von der Community der Nutzer*innen (Kriterium 5).
  • Die Software ist wahrscheinlich mit verschiedenen Betriebssystemen kompatibel (Kriterium 7).
  • Die Entwickler:innen haben ein Interesse daran, die Software einfach bedienbar zu machen (Kriterium 9) und den Ressourcenverbrauch zu optimieren, um sicherzustellen, dass es auf verschiedenen Systemkonfigurationen läuft (Kriterium 7).

Beliebte Programme können aber auch Nachteile haben:

  • Sie müssen oft gekauft (oder seit Neuestem gemietet) werden, und sie sind oft teuer, insbesondere wenn sie eine marktbeherrschende Stellung haben (Kriterium 8).
  • Sie sind in Bezug auf Sicherheit und Privatsphäre nicht unbedingt die besten. Sie enthalten in den meisten Fällen keine Schadsoftware oder Adware. Aber sie sammeln oft Nutzer:innendaten und werten sie aus (Kriterium 3).
  • Sie sind nicht unbedingt standardkonform (Kriterium 4) – die Entwickler:innen können sogar ein Interesse daran haben, Standards zu vermeiden, insbesondere bei den Dateiformaten. So können sie verhindern, dass Nutzer:innen ihre Dateien in alternativen Programmen bearbeiten. (Der Fachbegriff dafür ist «vendor lock-in» – Einschluss durch den Verkäufer.)

 

3. Free/Open Source

Das dritte übergreifende Kriterium ist, ob die Software Free/Open-Source (FOSS) ist.

FOSS-Programme sind mittlerweile sehr weit verbreitet. Ihr Erfolg ist besonders bemerkenswert auf Servern, während sie in der Welt der Endbenutzer-Software weniger stark präsent sind. Doch auch auf dem persönlichen Computer bieten sie manche Vorteile:

  • Erstens sind sie kostenlos (Kriterium 8), zeigen keine Werbung und werten üblicherweise keine Nutzer:innendaten aus (Kriterium 3).
  • Sie sind normalerweise eher standardkonform als ihre proprietären Pendants (Kriterium 4).
  • Weil der Quellcode offen ist, können Entwickler:innen sie einfacher für verschiedene Betriebssysteme anpassen (Kriterium 7).
  • FOSS-Programme werden in einem laufenden Dialog zwischen Programmierer:innen und den Nutzer:innen entwickelt, die Probleme melden und Funktionswünsche anbringen können. Wenigstens bei grossen FOSS-Projekten werden aus diesem Grund oft Patches und Fixes schneller angefertigt (Kriterium 5).
  • Ausserdem gibt es, zumindest bei grossen FOSS-Projekten, eine grosse Community von Nutzer:innen, die Hilfe und Support anbieten (Kriterium 5).

Free/Open source Software hat auch Nachteile:

  • Während grosse FOSS-Projekte schnell entwickelt werden, mit häufigen Updates und schnellen Fixes für Bugs, haben kleinere Projekte oft wenige Entwickler:innen, sodass sie weniger Funktionen haben und seltener aktualisiert werden (Kriterium 5).
  • Weil FOSS-Programme oft von weniger Menschen benützt werden als proprietäre Programme, ist es zudem weniger wahrscheinlich, dass die Nutzer:innen im eigenen Freundes- und Kolleg:innenkreis Hilfe finden (Kriterium 9).
  • FOSS-Programme haben den Ruf, technischer und komplizierter zu sein. Aus verschiedenen Gründen, auf die hier nicht eingegangen werden kann, haben sie einen weniger vertrauten «Look and feel». Dies kann das Erlernen des Tools erschweren.

Wo finde ich Software?

Integrierte Software-Repositorien
  • Manche Systeme, wie z. B. iOS und Android, haben integrierte Software-Repositorien, besser bekannt als «App Stores». Auf Android können weitere Repositorien hinzugefügt werden. Das alternative App Store F-Droid beispielsweise bietet ausschliesslich kostenlose, quelloffene Software an.
  • Neuere Versionen von Windows bieten eine grosse Auswahl von Software im Microsoft Store.
  • Organisationen können auch interne Software-Repositorien unterhalten. Auf den Windows-Computern der Universität Basel können Programme über den sogenannten «Portal Manager» installiert werden. Auf Mac heisst das Tool «Managed Software Center».

 

Online-Software-Repositorien
  • Für quelloffene Software bieten Entwickler:innenseiten wie Github oder Gitlab eine riesige Auswahl an Ressourcen: Quellcode, Dokumentation, Foren und Programme als Downloads.

 

Spezialisierte Websites
  • Die Website G2 ist ein beliebter Ausgangspunkt für die Suche nach Business-Software.
  • Alternativen zu oder ein Ersatz für einverbreitetes Programm gibt es auf der AlternativeTo Website.
  • Die Website opensource.com, betrieben von der Free-Software-Firma Red Hat, enthält viele nützliche Seiten mit Beschreibungen und Empfehlungen von Open-Source-Software. Die Seite Open-Source Alternatives, die FOSS-Versionen von verschiedenen üblichen Programmen auflistet, ist ein guter Ansatzpunkt.
  • Das Portal «EduTools» der Universität Basel enthält viele Informationen über die Programme und Webplattformen, die an der Universität für Lehre und Studium eingesetzt werden. Die Universität bietet Support für alle Programme, die dort aufgelistet sind.
  • Auf der Seite Mobilsicher können Sie überprüfen, ob Ihre Smartphone-Apps sicher sind, und PrivacyTools bietet einen Überblick über die Sicherheit verschiedenster Programme.