Online-Meetings sind in den letzten Jahren sowohl für Sitzungen und Konferenzen als auch für Lehrveranstaltungen immer wichtiger geworden. Wie bei allen neuen Technologien braucht es Zeit, sich an diese neue Form der Kommunikation zu gewöhnen. Der erste Impuls ist meist, auf Gewohnheiten und Grundsätze zurückzugreifen, die wir aus physischen Umgebungen kennen.
Digitale Tools erfordern jedoch oft eine andere Vorgehensweise. Dieser Leitfaden geht auf die veränderten Anforderungen sowie auf technische und soziale Voraussetzungen ein und gibt einige grundlegende Empfehlungen.
Beim Kommunizieren werden nicht nur «signals» (Botschaften) ausgesendet, sondern auch «noise» (Nebengeräusche und visuelle Ablenkungen, im übertragenen Sinne auch «Störungen»), d. h. Elemente im Kommunikationsprozess, die die Übermittlung einer Botschaft stören.
Dies gilt umso mehr für die digitale Kommunikation. Je komplexer die digitale Ausstattung ist, desto mehr Störungen entstehen in der Regel. In diesem Abschnitt geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie «noise» in Videokonferenzen reduzieren können und so den eigentlichen Inhalt in den Vordergrund rücken.
Auswahl von Ort und Hintergrund
1. Wählen Sie einen Ort, an dem Sie während des gesamten Meetings ungestört sind.
Gegenstände und Bilder im Hintergrund können Ihre Gesprächspartner:innen ablenken. Ein neutraler Hintergrund wahrt Ihre Privatsphäre und wirkt professioneller.
Digitale Hintergründe lenken manchmal durch ihre Künstlichkeit oder ungewollte, seltsame Effekte ab. Falls Sie einen solchen Hintergrund nutzen möchten, probieren Sie vor dem Meeting kurz aus, wie er wirkt.
Auftreten und Bildqualität
2. Vermeiden Sie Aufnahmen aus der Froschperspektive; sie sind unvorteilhaft und wirken unprofessionell. Positionieren Sie Ihre Kamera eher auf Augenhöhe. Wenn Sie einen Laptop nutzen, verwenden Sie einen speziellen Ständer oder stellen Sie das Gerät z. B. auf einem Stapel Bücher ab. Sie können auch die Sitzhöhe Ihres Bürostuhls anpassen.
3. Für eine gute Bildqualität sollten Sie etwas Abstand zur Kamera haben (etwa 0,5 Meter).
4. Webkameras liefern keine guten Bilder, wenn der Raum zu dunkel ist. Experimentieren Sie mit der Raumbeleuchtung und zusätzlichen Lichtquellen, die Ihr Gesicht besser ausleuchten.
Sitzen Sie möglichst nicht mit dem Rücken zum Fenster. Wenn das Licht von hinten kommt, kann Ihr Gesicht zu dunkel erscheinen.
5. Online-Meetings fühlen sich manchmal informeller an als herkömmliche Sitzungen, besonders im Home Office. Dennoch sind für beide Fälle der gleiche Dresscode und die gleiche Körperhaltung angemessen wie für eine entsprechende Präsenzsitzung.
Peripheriegeräte
6. Wenn Ihr Computer, wie empfohlen, etwa eine Armlänge entfernt steht, kann es sein, dass ihre Stimme nicht richtig erfasst wird und mehr Nebengeräusche zu hören sind. Erwägen Sie daher die Verwendung eines Headsets: Das Headset-Mikrofon lässt Ihre Stimme natürlicher und weicher wirken und es filtert Hintergrundgeräusche heraus.
Denken Sie daran, Ihr Mikrofon in Pausen stummzustellen, sowie dann, wenn Sie gerade nicht sprechen.
7. Falls Sie einen Laptop benutzen, kann es sinnvoll sein, eine externe Tastatur anzuschliessen: Das Schreiben auf der Laptop-Tastatur ist schwierig, wenn das Gerät auf einem Ständer steht. Durch Ihre Bewegungen beim Tippen kann ausserdem das Bild verwackeln.
Bei Sitzungen, Konferenzen oder Lehrveranstaltungen in Präsenz zeigen Veranstalter:innen/Gastgeber:innen und Redner:innen allein durch ihre physische Anwesenheit, dass sie ihre Gäste wertschätzen und den Gedankenaustausch für wichtig erachten. Auch Smalltalk vor und nach dem Meeting fördert eine angenehme Atmosphäre.
Bei Online-Meetings ist das nicht in gleichem Masse möglich, da die Teilnehmenden jeweils an ihren eigenen Computern sitzen und vielen Ablenkungen ausgesetzt sind. Die folgenden einfachen Regeln können Ihnen helfen, eine angemessene Atmosphäre herzustellen und sich auf das Meeting zu konzentrieren.
Synchrone Tele-Kommunikation ist an sich nichts Neues. Wir kennen sie seit der Erfindung von Telefon, Radio und Live-TV. Das Neue an Online-Meetings ist die Möglichkeit der Interaktion vieler Teilnehmender. Bevor es Videokonferenzen gab, boten nur Telefonkonferenzen (d. h. Anrufe mit vielen Teilnehmenden) diese Art des Austauschs – allerdings ohne die zahlreichen Funktionen, die heute für uns selbstverständlich sind: dass wir die Teilnehmenden sehen können, aber auch, dass wir z. B. Dokumente teilen oder ein Whiteboard einsetzen können.
Wenn eine neue Technologie nutzbar wird, braucht es natürlich Zeit, bis wir alle Möglichkeiten, die sie bietet, kennen und nutzen können. Zunächst werden meist die Gewohnheiten und Erwartungen, die von früheren Technologien bekannt sind, auf das neue Tool übertragen. Das ist verständlich, aber nicht immer optimal: Beispielsweise werden Videokonferenzen oft als anstrengender empfunden als physische Meetings (Erklärungen dafür bietet z. B. folgender Artikel). Eine 60-minütige Rede, gefolgt von Fragen und Antworten, kann für den Konferenz- oder Hörsaal angemessen sein, bei einem Online-Meeting jedoch als zu lang empfunden werden.
Als allgemeine Regel kann gelten, dass Online-Beiträge eher kurz sein sollten. Auch eine gute Strukturierung und die Beachtung der Netiquette sind entscheidend für den Erfolg des Online-Meetings.
Das sind jedoch nur kleinere Anpassungen. Videokonferenzen als Austausch zwischen mehreren Teilnehmenden haben noch viel mehr zu bieten.
Flipped meetings
Bei «Flipped Meetings» erhalten die Teilnehmenden im Vorfeld die Unterlagen, die besprochen werden sollen (z. B. ein Textdokument, eine Video- oder eine Audio-Datei), damit sie diese vor dem Meeting individuell durcharbeiten und auch (z. B. in einem Wiki) eigene Beiträge sammeln können. Das Online-Meeting wird dann als interaktive Sitzung abgehalten, an der die Teilnehmenden die bearbeiteten Materialien gemeinsam besprechen.
Flipped Meetings sind keine Besonderheit der digitalen Welt, da sie auch in physischer Anwesenheit stattfinden können. In Online-Meetings sind aber in der Regel Frontalvorträge ermüdender als in Präsenz, was die «Flipped»-Option für diese Meetings besonders empfehlenswert macht.
Flipped Meetings (wie auch Flipped Classrooms) können mehr Vorbereitung erfordern, vor allem seitens der Hosts. Dieser Aufwand zahlt sich jedoch in der Regel durch die intensivere Zusammenarbeit während der interaktiven Sitzung aus.
Kollaboratives Schreiben
Bisher war das Schreiben von Texten eine Tätigkeit, die man vorwiegend alleine ausübte. Heute gibt es digitale Tools, mit denen mehrere Personen gleichzeitig und gemeinschaftlich Texte verfassen können (der Fachausdruck dafür ist «real-time collaborative editing»). Eine solche Sitzung nennt man auch «Schreibmarathon». Sie bietet sich als Alternative zum Hin- und Hersenden von Dokumenten an und kann zum Verfassen von Texten motivieren.
Für das kollaborative Schreiben bieten sich Online-Texteditoren und Schreibprogramme wie Etherpad, Google Doc und OnlyOffice (verfügbar in Switch Drive) an, oder z. B. auch Wiki-Seiten im Intranet der Universität Basel.
Bei hybriden Meetings treffen sich einige der Teilnehmenden physisch an einem Ort, während andere digital («remote») zugeschaltet werden. Mit zunehmender Verbreitung von Home Office – auch ausserhalb von Pandemie-Zeiten – wird auch die Remote-Teilnahme an Sitzungen, Konferenzen und (Lehr-)Veranstaltungen immer üblicher.
In sogenannten «aktiv-hybriden» Meetings sollten die physisch und die online teilnehmenden Personen gleichermassen Gelegenheit zur Interaktion haben. Daher muss die technische Ausstattung vor Ort eine angemessene Ton- und Bildqualität liefern. Bei «passiv-hybriden» Meetings können online Teilnehmende zwar das Geschehen verfolgen, sich aber selbst nicht aktiv beteiligen. Oft können sie Beiträge oder Fragen über die Chat-Funktion beisteuern.
Unabhängig von der Art der hybriden Sitzung empfiehlt sich eine sorgfältige Vorbereitung – sowohl in technischer Hinsicht als auch bezüglich der Moderation.
Empfehlungen für kleine Meetings (bis ca. 8 Personen)
Empfehlungen für grössere Meetings und (Lehr-)Veranstaltungen
Alternativen zu «aktiv-hybriden» Meetings und (Lehr-)Veranstaltungen